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Am 1. Juli 1769, vor 251 Jahren, wurde Giovanni Battista Salucci geboren: Ab 1817 württembergischer Hofbaumeister, prägte er durch seine klassizistischen Bauten das Stadtbild von Stuttgart – bis heute. Die Grabkapelle auf dem Württemberg und die begleitenden beiden Gebäude, das Priesterhaus und das Psalmistenhaus, zeigen die architektonische Meisterschaft Saluccis besonders eindrucksvoll. Das Ensemble hoch über dem Neckartal ist zudem nahezu perfekt im Zustand von vor 200 Jahren erhalten: 2020 begehen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das 200-jährige Jubiläum der Grabkapelle im Jahr 1820.

JUGEND UND LEBENSENDE IN FLORENZ
1783 begann Giovanni Salucci ein Architekturstudium an der Accademia di Belle Arti in Florenz, nachdem er eine ungeliebte Ausbildung zum Kaufmann abgebrochen hatte. Seine ersten Aufträge als Architekt bekam er schon, während er noch auf Studienreisen in Rom und in Venetien unterwegs war. Von 1817 bis 1839 arbeitete Salucci als königlich-württembergischer Hofbaumeister. 1840 kehrte er in seine Heimatstadt Florenz zurück. Fünf Jahre später starb er dort; begraben wurde er im Kreuzgang des Klosters San Marco in Florenz.

DIE JAHRE ALS HOFBILDHAUER IN WÜRTTEMBERG 
1817 erhielt Salucci die Berufung zum Hofbaumeister des württembergischen Königs Wilhelms l.; und schnell kam es auch zu den ersten Plänen und Bauaufgaben. Ab 1818 errichtete er den „Königlichen Pavillon", ein Landhaus in Weil bei Esslingen. Ab 1820 war die Grabkapelle auf dem Württemberg für die früh verstorbene Königin Katharina das herausragende Projekt. 1822 begannen die Arbeiten für das königliche Landhaus auf dem Kahlenstein, das Schloss Rosenstein in Stuttgart. 1823/24 standen Umbauten im Schloss in Friedrichshafen an und 1834 legte er den Entwurf zum „Großen Bazar" an der Stuttgarter Königstraße vor, dem „Königsbau“. 1834-40 errichtete er das Prinzessinnen-Palais in Stuttgart, heute bekannt als Wilhelmspalais. 1836 / 37 schließlich errichtete er das Königliche Reithaus an der Stuttgarter Neckarstraße. Schon die Nennung allein der großen Projekte Saluccis verdeutlicht, wie sehr sich während der Stuttgarter Jahre des klassizistischen Architekten das Bild der Residenzstadt durch seine Entwürfe und Projekte veränderte.

DIE GRABKAPELLE, EIN BAU IN HERAUSRAGENDER POSITION

Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist heute noch sein berühmtestes und bei weitem am besten erhaltenes Werk. Namhafte Architekten in ganz Deutschland wie Leo Klenze, Joseph Thürmer und Heinrich Hübsch waren damals aufgefordert, Entwürfe für den Bau einzureichen. Der König wünschte anfangs eine Kapelle im neugotischen Stil, den die Zeitgenossen als „teutsch-gotisch“ bezeichneten. Hofbaumeister Salucci reichte – unaufgefordert – einen klassizistischen Entwurf ein. Es ist nicht bekannt, warum gerade er den Auftrag erhielt – und das sogar, während der Wettbewerb noch lief.

STRENGE KONTROLLE FÜR DEN HOFARCHITEKTEN
Salucci wurde bei allen königlichen Bauaufträgen kontrolliert, denn: Er hatte bereits beim ersten Auftrag, dem Bau des Landhauses in Weil bei Esslingen, die geplanten Kosten überschritten. Seither musste sich der Hofbaumeister alle Pläne von der königlichen Bau- und Gartendirektion bis in die Details korrigieren und genehmigen lassen. Auch beim Bau der Grabkapelle wurden Saluccis Pläne durch rigide Sparauflagen verändert. Der ursprüngliche Entwurf sah mehr Säulen vor – und vor allem sollte der gesamte Hügel in seiner Grundform umgestaltet werden.

WEGWEISENDE NEUE BAUTECHNIK
Beim königlichen Landhaus in Weil verwendete Salucci erstmals Eisen als Baumaterial: Das innenliegende Treppenhaus wird von einem Oberlicht aus Eisen und Glas mit Licht versorgt. Auch in der Grabkapelle gab es eine zentrale Beleuchtung von oben durch die runde Öffnung im Scheitel der Kuppel. Salucci hat als erster in Württemberg das Material Eisen in seinen Bauten verwendet. Er ist damit einer der Pioniere der Eisenarchitektur in Deutschland. Der erste Pavillon mit Eisenteilen, den der preussische Architekt Karl Friedrich Schinkel in Charlottenburg errichtete, stammt aus dem Jahr 1824.

SERVICE UND INFORMATION
ÖFFNUNGSZEITEN
Di-So, Feiertage 11.00 bis 16.00 Uhr
Es steht ein Audioguide zur Verfügung, der im Vorfeld des Besuchs heruntergeladen werden kann.

KONTAKT
Grabkapelle auf dem Württemberg
Württembergstraße 340
70327 Stuttgart
Telefon 07 11. 33 71 49
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