Titel Hallenbad 1Gemeinderat beschließt neues Konzept für Wernauer Bäder
(sys) Insgesamt etwa 1,15 Millionen Euro Verlust fahren Hallenbad mit Wellness-Landschaft im Quadrium und das Wernau Freibad jährlich ein. Eine Stadt, die um die Genehmigungsfähigkeit ihres Etats kämpft, kann sich das nicht länger leisten. Deshalb holte der Gemeinderat die auf Freizeiteinrichtungen spezialisierte Unternehmungsberatung Altenburg und ließ Optimierungsvorschläge machen. Ziel aber ist der Erhalt aller drei Einrichtungen, da ist man sich in Wernau einig. In seiner letzten Sitzung hat der Gemeinderat nun erste Beschlüsse gefasst: Reduzierte Öffnungszeiten und neue Tarife sollen neben weiteren Maßnahmen das Defizit möglichst unter eine Million drücken.


Kürzere Saison
Das Hallenbad wird bereits diesen Sommer am Pfingstsamstag schließen und erst nach den Sommerferien wieder öffnen. Bisher war das Hallenbad nur von Juni bis August geschlossen. Künftig gibt es keinen Parallelbetrieb von Frei- und Hallenbad mehr. 2015 waren das noch 22 Tage.
Auch die Wellnesslandschaft macht schon in dieser Saison länger Pause. Bisher wurde die Sauna im August geschlossen, jetzt ist sie ab 1. Juli für zehn Wochen zu.
Man wisse um das Risiko, meinte Bürgermeister Armin Elbl, dass Stammgäste bei einer zu langen Schließphase abwandern. Mit 1.600 Gästen weniger rechnet die Verwaltung. Anderseits soll Fremdpersonal in den beiden Einrichtungen im Quadrium eingespart werden.
Später auf – früher zu
Nicht nur die Bäder-Saison wird neu definiert, auch die täglichen Öffnungszeiten sollen gekürzt werden. Darüber hinaus könnte es im Hallenbad eine Mittagspause geben. In der Mittagszeit sei wenig los, eine Pause erleichtere zudem den Schichtbetrieb, erklärte Bürgermeister Armin Elbl. Morgens und abends könnte ebenfalls reduziert werden. Das Thema Öffnungszeiten muss nochmals genau unter die Lupe genommen und im Gemeinderat beraten werden.
Eine Frage ist noch ungeklärt: Wird das Hallenbad montags geschlossen, wie die Gutachter empfohlen haben? Oder wird der Montag benötigt, weil die Plochinger Schulen verstärkt kommen und auch entsprechend zahlen. Mit der Plochinger Stadtverwaltung wurde bereits gesprochen, aber laut Kämmerer Michael Bauer laufen die Gespräche mit den Plochinger Schulen noch. Auch mit der DLRG Reichenbach und dem TV Plochingen, die nach der Schließung des Plochinger Stadtbads auf dem Trockenen sitzen, sei man im Gespräch. Erst wenn das Schulpaket steht, werden auch die Frühschwimmer erfahren, ob für sie am Mittwoch ab 7 Uhr und am Wochenende doch ab 8 Uhr geöffnet wird. Alfred Freistädter (FWV) sprach sich dafür aus; auch Bürgermeister Armin Elbl ist nicht abgeneigt, immerhin kämen im Schnitt 25 Personen in der Früh.
Schlechtwetter-Regelung im Freibad
Das Freibad wird künftig im Mai und Juni eine Stunde später öffnen und früher schließen, sprich von 10 Uhr bis 19 Uhr offen sein. Von Juli bis September soll abends bis 20 Uhr geöffnet sein. Hier wurde der Vorschlag der Gutachter abgemildert. Für Schlechtwetter gibt es nun klare Regeln: Wird eine Lufttemperatur von unter 20 Grad erwartet, bleibt das Bad am nächsten Tag durchgehend zu, ebenso bei Dauerregen. Hätte diese Regelung im vergangenen Jahr gegolten, wäre das Freibad an 26 Tagen zu gewesen.
Mehr Kurse
Um die Einnahmen zu verbessern, soll das Kursangebot im Hallenbad erweitert werden. Neben den gefragten Aquafitness-Angeboten soll es künftig das Kurs-Angebot „Meerjungfrauen“ geben, das Schwimmen mit großer Flosse möglich machen soll. Etwa 14 000 Euro Mehreinnahmen erwartet die Stadt.
Weniger Rabatt
Die Gutachter und ebenso die Fraktion WBL/JB hätten die „unüblichen“ 60 Cent für Kleinkinder gestrichen. Das wäre familienfreundlicher, fand Uwe Pfeffer. Der Tarif verschaffe 2.000 Euro Einnahmen im Jahr, hielt Bürgermeister Armin Elbl entgegen, und schließlich hätte speziell der Kleinkinderbereich im Hallenbad eine halbe Million gekostet. Mit 12 zu 9 Stimmen hat der Gemeinderat die Beibehaltung des Mini-Tarifs beschlossen. Die Rabatte fürs Hallenbad wurden deutlich gesenkt: Künftig gibt es zehn Prozent für die Zehnerkarte, 15 Prozent für die 50er-Karte. Die 100er-Karte gibt es künftig nicht mehr. Im Freibad der Abendtarif abgeschafft. Die Saisonkarte wollte die Verwaltung entgegen der Empfehlung der Gutachter nicht streichen. Allerdings wird die Saisonkarte (Erwachsene) statt 86 künftig 110 Euro kosten.
Marketing aus Marokko
Als Marketing-Gag haben die Gutachter vorgeschlagen, dass Wellnessgäste „Postkarten aus Marokko“ mit einem Motiv aus dem Wellness-Bereich verschicken können und dafür einen Euro Ermäßigung auf den Eintrittspreis erhalten. Dem stimmte der Gemeinderat zu. Einen „Junggesellinnen-Abend“ lehnte das Gremium jedoch ab. So eine Party sei „kontraproduktiv“ im Wellness, fand Petra Binz (SPD).
Ziel noch nicht erreicht
Mit diesen Beschlüssen wird die Stadt im Freibad rund 60 000 Euro einsparen und im Wellnessbereich das Defizit um 45 000 Euro verringern. Im Hallenbad hätten die Vorschläge der Gutachter rund 100 000 Euro eingebracht. Doch hier muss die Verwaltung abwarten, was die Gespräche mit Plochingen ergeben und dann neue Dienstpläne aufstellen. Erst danach wird sich zeigen, ob man das Defizit unter die Millionengrenze drücken konnte.
Wernauer Bäder in gutem Zustand
In punkto Sanierungsbedarf hat das Büro Altenburg für Wernau gute Nachrichten: Der Zustand des 60 Jahre alten Freibades und des 50 Jahre alten Hallenbades ist erstaunlich gut. „Wir sind dran geblieben, wir habe immer instandgehalten und modernisiert“, sagt Bürgermeister Amin Elbl. Deshalb ist der Investitionsbedarf bis 2025 überschaubar: rund 920 000 Euro errechneten die Gutachter.
Fotos: Merkle