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Wernau Mende 0051WERNAU (sys). Das ist schon eine Hausnummer: 8,8 Hektar Gewerbegebiet mit einer bebaubaren Fläche von zirka 6 Hektar in der Region Stuttgart mit verkehrsgünstigem Anschluss an die Bundesstraßen B 10 und B 313. Es bedeutet aber auch, dass die Grünfläche am Wernauer Stadteingang verschwinden wird. Die Wiesen hinterm Hügel an der Kreuzung zwischen Esslinger Straße und Neckar waren bislang als Schutzgebiet für Trinkwasserbrunnen ausgewiesen.

Nachdem die Stadt 2017 die Eigenwasserversorgung stilllegen musste und mittlerweile aufgegeben hat, wurde die städtische Fläche frei für neue Nutzungen. In seiner Sitzung am Montag hat der Gemeinderat nun mehrheitlich beschlossen, für ein neues Gewerbegebiet einen Bebauungsplan „Neckartal III“ aufzustellen. Sechs Stadträte sprachen sich dagegen aus, zwei enthielten sich.

Die gewerbliche Nutzung habe sich „schnell aufgedrängt“, nachdem 2017 die Brunnen stillgelegt worden seien, sagte der Bürgermeister Armin Elbl. Im vergangenen Jahr beauftragte der Gemeinderat das Stuttgarter Planungsbüro AGOS, erste Konzepte zu entwerfen und Gespräche mit übergeordneten Behörden zu führen. Die vier Varianten, die der Stadtplaner Michel Breuninger vom Büro AGOS vorstellte, unterscheiden sich insbesondere durch die Verkehrsanbindung. Die Frage ist, wie viele Zufahrten es von der Esslinger und wie viele von der Kirchheimer Straße aus geben wird. Breuninger neigt zu zwei Erschließungsstraßen von der Esslinger Straße her und würde über die Kirchheimer Straße und den Stadionweg nur ein oder zwei Grundstücke anbinden.

Das scheinbar ebene Gelände steigt zur Kirchheimer Straße drei Meter an und liegt anderthalb Meter unter dem Niveau der Esslinger Straße. Der Planer schlägt vor, das Areal aufzufüllen. Damit könnte man auch den Damm zum Neckar stabilisieren. Dort, wo Gebäude entstehen, würde man nicht auffüllen, sodass die Bauherren quasi eine Baugrube bereitgestellt bekommen.

Auf die Qualität des Baugebiets müsse man achten, betonte Breuninger, schließlich handle es sich um den Stadteingang von Wernau. Die Grundstücke mit einer Größe von 1.000 bis 5.000 Quadratmetern eigneten sich eher für Klein- und Mittelbetriebe, eventuell seien ein oder zwei Großbetriebe denkbar. In den Bebauungsplan soll eine Fläche auf der anderen Seite der Esslinger Straße einbezogen werden. Dort, in der Nähe des St. Antonius-Hauses, könnte irgendwann der städtische Bauhof angesiedelt werden. Obwohl auf dem Gelände außer Wiesen nicht allzu viel Grün wachse, werde das Areal artenschutzrechtlich untersucht, berichtete Breuninger. Auch der Lärmschutz müsse beachtet werden. „Hochwasserschutz sei kein Thema“, stellte Bürgermeister Armin Elbl fest, die Risikopläne weisen auf dieser Neckarseite selbst bei einem 100-jährigen Hochwasser kein Schadenspotential auf.

Die Fraktion Grüne/Unabhängige legte vor wenigen Tagen einen Antrag vor, die drei Wasserfassungen als Notbrunnen zu erhalten. Für den Rückbau von zwei Brunnen gebe es schon fertige Pläne, sagte Elbl, den Antonius-Brunnen auf dem künftigen Bauhofgelände wolle man dagegen erhalten. Auch wenn die Qualität nicht mehr auf Trinkwasserniveau liege, könne ihn der Bauhof als Brauchwasser gut nutzen.

Dr. Gereon Trabold (WBL/JB) ging die Umwandlung des Grünstreifens zum Gewerbeareal zu schnell. Diesem „unumkehrbaren Schritt“ könne er noch nicht zustimmen. Bürgermeister hielt wenig von dem Bremsmanöver. Auch wenn der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan der erste formale Schritt sei, sei doch der Beschluss längst gefasst. Sonst hätte man sich die Beauftragung des Planungsbüros mit der Erstellung einer Bebauungs- und Flächennutzungsplanänderung sparen können. Das Areal sei zwar von Straßen umsäumt, wirke aber wie eine grüne Land­schaft, befand Stefan Prakesch (Grüne/Unabhängige). Es gehe hier um Flächenverbrauch contra Erschließung. Außerdem frage er sich, ob es angesichts der aktuellen Konjunkturlage sinnvoll sei, neue Gewerbeflächen auszuweisen.

Elbl wider­sprach: Der Verband Region Stuttgart suche händeringend nach Gewerbeflächen. Das Gelände werde auch nicht mehr dieses Jahr in die Vermarktung gehen, auch 2021 sei fraglich. Aber wenn die Wirtschaft wieder anspringe, habe man schon einen fertigen Plan, und das Gelände stünde innerhalb eines halben Jahres zur Verfügung. Die Voruntersuchung, die eindeutig Realisierungschancen ergeben habe, nicht zu nutzen, wäre „verbratenes“ Geld. Zudem könnte die Stadt ihre geplanten Großprojekte in den nächsten Jahren ohne diese Einnahmequelle nicht finanzieren.

Alfred Freistädter (FWV) pflichtete bei: Seit Jahrzehnten müsse Wernau mit schwachen Gewerbesteuereinnahmen auskommen. „Jetzt haben wir die Gelegenheit, das zu ändern.“ Joachim Gelewski (WBL/JB) konterte: Man könnte doch über „Wohnen am Fluss“ mehr Einkommenssteuer holen. Am Ende brachten CDU, SPD und Freie Wähler den Bebauungsplan mit 13 Stimmen auf den Weg.

Zum Foto:
Im Neckartal soll auf den Wiesen zwischen Esslinger Straße und Neckar ein neues Gewerbegebiet entstehen.
Foto: Stadt Wernau | Achim Mende
Plan: AGOS Arbeitsgruppe Objekt+Stadtplanung Stuttgart

Freundliche Grüße
Sylvia Schmid
Stellv. Leiterin des Hauptamts

Stadt Wernau (Neckar)
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