Gästecoach Ralph Junge hat eine Mannschaft mit auf dem Papier großem Potential zusammengestellt aber so richtig überzeugt hat diese bislang selten ... auch drei Nachverpflichtungen Anfang des Jahres haben keine Leistungsexplosion bewirkt - im Gegenteil. Zu viele Spieler im Kader mit Anspruch auf Spielzeit können auch kontraproduktiv für den Teamspirit sein und das scheint in Nürnberg der Fall zu sein. Vor dem Spiel trennten sich die Verantwortlichen von rent4office Nürnberg von Dylan Talley und beendeten die gemeinsame Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen.

Die Gäste aus Nürnberg lagen vor dem Spiel punktgleich mit Chemnitz (7.), Baunach (9.) und Hanau (10.) auf dem achten Tabellenplatz, was gerade noch die Qualifikation für die im April beginnenden Play-Offs bedeuten würde und hatten es sozusagen in der eigenen Hand die Verfolger auf Distanz zu halten. Dazu musste aber ein Sieg in der Sporthalle Stadtmitte her ...

Kirchheim dagegen kann sich quasi aussuchen gegen wen man in der ersten Runde der Play-Offs spielen möchte: Trier oder Hamburg - je nachdem ob man nun auf Teufel komm raus Dritter oder eben Vierter der regulären Saison wird. Hamburg ist definitiv FUENFTER und wäre wohl der einfachere Gegner für die Ritter. Beide Saisonspiele konnten gewonnen werden - zudem werden die Hanseaten durch den Ausfall der beiden Center Schmidt und Wenzel stark gehandicapt in die Play-Offs gehen müssen. Gegen den sicheren SECHSTEN Trier dagegen sahen die Ritter Mitte Februar gar nicht gut aus und zogen zu Hause klar den Kürzeren.

Kirchheim plagen Sorgen was den Spielaufbau betrifft: sowohl Williams als auch Bekteshi laborieren seit Wochen an Verletzungen und Burnette ist leider kein vollwertiger Ersatz als Pointguard. Beiden angeschlagenen Spielern würde aber eine längere Pause sicher gut tun und insbesondere Richie Williams sollte man nicht unnötig „verheizen“, wenn man in den Play-Offs noch etwas „reißen“ will - schwierige Entscheidung für Coach Michael Mai!

Bei zwei Heimspielen zum Schluss der regulären Saison 2015/16 heißt das entweder Kräfte sparen, Verletzte schonen für das Saisonfinale Play-Offs und eine an sich bedeutungslose Heimniederlage hinnehmen - oder „durchziehen“ um die Zuschauer nicht mit der vierten Heimniederlage in Folge eventuell vergrätzen?

Die Knights starteten mit Williams aber ohne Bekteshi und hatten sich offensichtlich gegen taktische Überlegungen entschieden - die ca. 1000 Zuschauer sollten mit einem Sieg erfreut, kein Spiel abgeschenkt werden.

Beide Mannschaften starteten verhalten und tasteten sich vorsichtig ab. In einem punktearmen Auftaktviertel hatten die Gäste große Probleme beim Defensiv-Rebound, was Kirchheim etliche zweite Chancen ermöglichte - Kirchheim im gesamten Spiel mit bedeutend mehr Wurfversuchen, nicht zuletzt dank vieler Offensiv-Rebounds, lediglich die 3-er-Quote ließ zu wünschen übrig (nur 3 von 18 getroffen=17%). Das 1. Viertel endete 15:13 für die Kirchheimer Ritter.

Im zweiten Viertel blieb Williams fünf Minuten bis zum 19:26 auf der Bank. Nach Auszeit Kirchheims drehten in der Folgezeit die Knights auf und konnten das Spiel zwei Minuten vor der Pause wieder ausgleichen (27:27). Bei Halbzeit nahm Nürnberg eine kleine Führung mit in die Pause (29:33).

Nach der Pause kamen die Ritter finster entschlossen aus der Kabine und legten den Grundstein zum Sieg. Bei 46:38 war nun Nürnbergs Coach Ralph Junge zu einer Auszeit gezwungen um den Lauf der Knights zu stoppen. Das gelang nicht - Richie Williams legte selbst fünf Punkte nach und nach einem Steal von „Mr. Unverwüstlich“ mit anschließendem Dunk von Andi Kronhardt zum 53:38 war die nächste Auszeit von Nürnberg fällig - das Spiel kippte zu Gunsten der Kirchheim Knights. Zum Ende des dritten Viertels war Nürnberg dann aber doch wieder auf sechs Punkte herangerobbt (57:51) - noch war nichts entschieden.

Die Ritter behielten das Schwert auch in den letzten zehn Minuten in der Hand und fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit führten die Knights durch einen Korbleger von Johannes Joos mit 66:53. Spätestens beim 72:55 drei Minuten vor Schluss war das Spiel dann endgültig entschieden - der dreiminütige Rest war lockeres Auslaufen, Akant Sengül durfte auch noch auf das Parkett und Nürnberg betrieb Ergebniskosmetik um die Niederlage auf dem Papier erträglicher zu gestalten (74:66).

Nürnberg mit 20 Turnovern, Kirchheim hatte nur 9 Ballverluste und das ohne Bekteshi, der geschont wurde - auch nicht gerade ein Indiz für bissige Nürnberger Verteidigung.

Das nächste und auch finale Heimspiel der Hauprunde findet bereits am nächsten Samstag den 26. März 2016 um 19.30 Uhr in der Sporthalle Stadtmitte statt. Gegner sind die Dragons Rhöndorf, der Tabellenletzte und feststehende erste Absteiger dieser Saison in der 2. Basketball-Bundesliga PRO A - ein weiterer Sieg (der 22. in 30 Spielen) scheint vorprogrammiert. Damit hängt die endgültige Platzierung der Knights vom Ausgang des Spiels Jena gegen Gotha ab - verliert Gotha ist man DRITTER, bei einem Sieg Gothas bleibt man VIERTER.

Am Freitag den 8. April 2016 starten die Kirchheim Knights dann in die Play-offs mit einem Heimspiel gegen Trier oder Hamburg.

Statistik:

Kirchheim Knights: Wild (13), Koch (12), Williams (13), Tinnon (6), Kronhardt (14), Rendleman (8), Nawrocki (0), Burnette (2), Joos (6), Sengül (0)

rent4office Nürnberg: Theus (16), Marin (3), Green (2), Udras (2), Oehle (8), Land (2), Fleischmann (11), Blessing (6), Bright (7), Oppland (7), Schröder (2), Tucker (0)

Autor: Rainer Lamprecht