IMG 4614Nach dem überraschenden Weggang des langjährigen Coachs Frenkie Ignjatovic, der zum Ligakonkurrenten MLP Academics Heidelberg gewechselt ist, haben die Verantwortlichen der Kirchheim Knights die vakante Trainerposition mit dem aus Oregon (USA) stammenden 39-jährigen Michael Mai neu besetzt.

Da vom Kader der letzten Saison nur noch Veteran Radi Tomasevic, Ben Beran und Youngster Johannes Joos (z.Zt. bei der U20-Europameisterschaft auf Kreta) übrig sind muss eine fast vollständig neue Mannschaft zusammengestellt werden und die Knights setzen dabei nicht zuletzt auf die Kontakte und Beziehungen des US-Amerikaners nach Übersee. Einziger Neuzugang bei den Knights ist übrigens bislang Daniel Krause der vom BBL-Absteiger Rasta Vechta nach Kirchheim wechselt.

Michael Mai ist seit ca. 6 Jahren in Deutschland - zunächst als Europa-Koordinator von „News Release Basketball", einer christlichen Vereinigung die Basketballcamps für US-Auswahlteams in Europa organisiert und sich in Testspielen mit europäischen Spitzenclubs misst. Diese Aufgabe wird er weiterhin von Kirchheim aus wahrnehmen, von wo aus er einzig in der Offseason zur Durchführung der Camps reisen wird. Die Knights erhoffen sich von dieser Tätigkeit sicher auch das eine oder andere Schnäppchen aus dem grossen Pool talentierter junger Spieler aus dem Mutterland des Basketballs.

Seine letzte Station war Hannover wo er die UBC Tigers sowohl in der PRO A (ab Dezember 2010 als Headcoach, davor seit Juli 2010 als Assistent von Mahmut Ataman) als auch nach dem wirtschaftlichen Abstieg in der PRO B (bis Mai 2013) trainierte. Davor war er drei Jahre erfolgreich in Magdeburg für die 1. Regionalliga-Mannschaft der „Eagles" tätig - kein Unbekannter also in der Basketball-Szene Deutschlands.

Überhaupt gilt Michael Mai, der in Chicago International Business und Intercultural Studies studierte und an der Damascus Christian School als Lehrer und Trainer der Schulauswahl tätig war, als Förderer junger Talente. Aber das sagte man auch von Frenkie Ignjatovic - die harte Realität der 2. Basketballbundesliga führt aber schnell zum Umdenken wenn der Erfolg ausbleibt, die Zuschauer murren und das Abstiegsgespenst umgeht.

Für die PRO A bevorzugt Michael Mai nach eigener Aussage das schnelle Spiel mit eher „kleinen" Spielern (=small ball) - was aber auch der Tatsache geschuldet ist dass grosse (Center-)Spieler sowieso eher in der ersten Liga spielen bzw. schlicht zu teuer sind. Kirchheims 2,13 m grosser Björn Schoo aus der letzten Saison war da eine Ausnahme - er wechselt übrigens zum Ligakonkurrenten Gießen 46ers. Er war nun wirklich kein Reboundmonster aber seine Präsenz brachte doch so manchen den Korb attackierenden Angreifer zum Umdenken.

Einen Vorteil gegenüber Ignjatovic wird Michael Mai in jedem Fall haben: er wird seinen Wohnsitz in Kirchheim nehmen und somit nicht tagtäglich Hunderte von Kilometern auf der Straße verbringen um zum Training und wieder nach Hause zu kommen - eine Belastung die man irgendwann nicht mehr so einfach wegsteckt und unter der Familie und Beziehungen leiden und die Motivation beeinträchtigt, zumal in der zweiten Liga keine Reichtümer zu verdienen sind.
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Zunehmend schwieriger gestaltet sich die Sponsorenaquise für Kirchheims Profibasketballer - und das in einer der wirtschaftlich stärksten Regionen Deutschlands. Schwäbische Unternehmer legen wohl lieber das x-te Eichhörnchendepot für schlechte Zeiten an als einen Teil ihres Geldes in die Sportförderung vor Ort zu stecken - auch wenn die Kirchheim Knights seit Jahren beweisen dass sie mit dem Geld der Sponsoren Erfolge liefern die dem Renommee der Stadt und der Region dienen.

Welches Sportereignis in der Kirchheimer Gegend lockt regelmässig 1.000 Zuschauer an und rechtfertigt die Bezeichnung „Sportstadt" Kirchheim?

Die Etatprobleme machen es den Verantwortlichen zunehmend schwieriger gestandene PRO A -Spieler mit entsprechenden Gehaltsvorstellungen zu verpflichten und machen ein Ausweichen auf junge aufstrebende Spieler oder Veteranen, die ihren Zenit überschritten haben nötig. In diesem Licht muss man auch die erhoffte Intensivierung der Kooperation mit den MHP Riesen Ludwigsburg betrachten - Perspektivspieler sollen bei den Rittern an die erste Bundesliga herangeführt und die Kosten angemessen geteilt werden.

Zwischen Ludwigsburgs Coach John Patrick und Kirchheims neuem Trainer Michael Mai besteht ein freundschaftliches Verhältnis von dem man sich erhofft dass es in dieser Beziehung süßere Früchte trägt als in den letzten Jahren, wo es in entscheidenden Phasen eher nach Konfrontation aussah.

Angestrebt wird z.B. auch ein Training tagsüber in Ludwigsburg und zwar nicht nur der Kooperationsspieler sondern beider Mannschaften gemeinsam.

Mit Brad Loesing hat Ludwigsburg jüngst einen 24-jährigen Spielmacher verpflichtet der eventuell ein Thema für die Knights sein könnte „wenn er nach seiner Knieoperation noch Zeit benötigt, um sich zu entwickeln" - so Ludwigsburgs Headcoach John Patrick. Damit rechnen sollten die Ritter aber nicht - die endgültige Entscheidung Ende August könnte viel zu spät fallen und die wichtige Pointguardposition muss auf jeden Fall hochklassig besetzt werden, schließlich beginnt die Saison 2014/15 am 27. September 2014 mit dem Heimspiel gegen Nürnberg in der Sporthalle Stadtmitte.

Mit den BBl-Absteigern Rasta Vechta und s.Oliver BasketsWürzburg sowie den Newcomern Hamburg Towers hat sich das Teilnehmerfeld der PRO A nochmals verstärkt im Vergleich zu den Vorjahren und die Kluft zwischen den Teams alleine aufgrund der finanziellen Möglichkeiten ist noch größer geworden - Zweiklassengesellschaft in der zweiten Liga.

Autor: Rainer Lamprecht

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