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schwammerlDer vergangene August war nass, der September bis jetzt ebenso - was kann man Positives darüber sagen? Wassermangel herrscht keiner, das ist sicher. Für einige Spezies aber ist feuchtwarmes Wetter geradezu paradiesisch - für Pilze und Pilzsammler zum Beispiel.

Ein guter Bekannter hat mich am letzten Sonntag zu einer „Pilzpirsch" eingeladen. Schon mehrmals habe ich bei ihm zu Hause die Beute seiner Jagdleidenschaft ehrfürchtig bewundert und seine Kenntnisse bestaunt auf einem Gebiet von dem ich selbst keine blasse Ahnung habe.

 

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Als erfahrener Jäger und Sammler kennt er natürlich die richtigen Orte und so machen wir uns im Auto auf den Weg Richtung Schlierbach. Wir haben Glück und an diesem Nachmittag kommt die Sonne zum Vorschein und beweist dass sie auch anders kann als in den letzten Wochen - es ist wunderbar warm und trocken von oben. Der Waldboden selbst ist nach dem reichlichen Regen der letzten Zeit gut durchfeuchtet - ideale Bedingungen für Pilzwachstum, wie jeder von Fußpilz Betroffene weiß.

Wir aber sind auf der Suche nach Pfifferlingen oder „Schwammerl" wie meine Mutter sagen würde, die aus Bayern stammt. Die gab es in meiner Kindheit häufig zu essen und die mag ich auch heute noch sehr gerne, wenn ich mir auch nie welche kaufe. Pilze sind teuer: 100 g kosten so um die 3 €, getrocknet gar 5 €!

Etwas abseits des geschotterten Waldwegs beginnen wir mit der Suche. Bereits nach kurzer Zeit stoßen wir auf die ersten Exemplare die gelb aus dem altem Laub das den Boden bedeckt, hervorschauen. Man muss schon genau hinschauen und wird auch oft getäuscht, nicht zuletzt weil zu dieser Jahreszeit auch schon gelbe Blätter der Buchen und Eichen in diesem Waldstück am Boden liegen. Mein Bekannter erzählt, dass hier die Pfifferlinge bevorzugt in der Nähe von Eichen zu finden sind, was sonst nicht unbedingt die Regel ist und wir durchkämmen von nun an getrennt in einigem Abstand die Gegend. Der Wald ist wunderbar ungepflegt d.h. es liegen vermodernde, von Moos bedeckte Äste und Baumstämme auf dem Boden, dazwischen Farnkräuter. Man muss die Füsse vorsichtig setzen um nicht zu stolpern und die Augen offenhalten.

Er ist natürlich der Erfolgreichere und macht mich immer wieder auf Pfifferlinge aufmerksam die ich sonst womöglich blind zertrampelt hätte. Wenn wir dann wieder eine gute Stelle gefunden haben und ich in die Hocke gehe, sehe ich dann aber auf einmal auch Pilz um Pilz, da sie ja nicht vereinzelt sondern eher gehäuft zusammenstehen.

Die dort lebenden roten Waldschnecken feiern zur Zeit eine Fressorgie. Der Boden ist bedeckt von Pilzen aller Art, gesprenkelt mit fetten roten Nacktschnecken. Sie bevorzugen übrigens nicht unbedingt Pfifferlinge, scheinen sie fast zu meiden; ich habe zumindest keinen gesehen, der von ihnen angefressen gewesen wäre.

Am Ende haben wir eine ordentliche Menge zusammen - darunter einige wirklich grosse schöne Prachtexemplare, wobei die kleineren oft schmackhafter sind. Größe ist also nicht Alles - soll ja öfter vorkommen!

PS: ich habe noch ein Mitbringsel unserer Exkursion zu erwähnen – an meiner rechten Arschbacke entdecke ich abends beim Duschen eine Zecke, die ich mir amateurhaft rausreisse. Ich geh'jetzt kurz zum Arzt ...

Autor: Rainer Lamprecht

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